Die Geschlechtervielfalt in der Pflanzenwelt ist unglaublich.

Ist es nicht verwunderlich, warum so vielen Menschen nicht bewusst ist, dass es auch in der Pflanzenwelt männliche und weibliche Pflanzen gibt. Wir sind doch überall umgeben von Pflanzen. Wenig Gedanken macht man sich, warum Pflanzen blühen oder wie die Fortpflanzung funktioniert. Noch vor ein paar Jahren war ich auch so einer. Hat man jedoch erst mal die Box der Pflanzen-Sexualität geöffnet, so kommt man nicht mehr aus dem Staunen in Anbetracht der schier unglaublich scheinenden Geschlechtervielfalt.

Ganz ehrlich, haben sie gewusst, dass es bei Weiden männliche und weibliche Pflanzen gibt. Dass die Rosskastanie männliche, weibliche und zwittrige Blüten auf einem Baum hat. Haben sie sich schon mal interessiert, wie viele unterschiedliche geschlechtliche Formen es bei Pflanzen gibt? Also hier ein Auszug aus Wikipedia … Polygamie, Diöziopolygamie (Andromonözie, Androdiözie, Gynomonözie, Gynodiözie, Trimonözie, Triözie, Pleogamie), Pleomorphe Individuen (Polyözie, Heteromesogamie, Heterostylie, Heterodichogamie), Agamonözie, Polygam-diözisch, Polygam-monözisch, Paradiözie, Cosexuelle Pflanzen, Funktionell monözisch, Funktionell diözisch, Falsch polygam … (2)

Wir Menschen schneiden dazu im Vergleich eher bescheiden ab. In den letzten Jahrzehnten hat der Mensch allerdings auch entdeckt, dass noch mehr erlaubt ist als das binäre Modell von weiblich und männlich. Mit dem Beginn des 21. Jahrhunderts wurde die Geschlechtsidentität zu einem zentralen gesellschaftlichen Thema, das man immer mehr lebt, wenngleich auch nicht vorbehaltlos. Ein Blick in die Pflanzenwelt könnte unsere Sicht noch erweitern. Sie könnte uns lehren, in der Vielfalt mehr Selbstverständlichkeit weniger eine Besonderheit zu sehen.

Die Geschlechter der Bäume

Viele Bäume sind einhäusig. Sie haben sowohl weibliche als auch männliche Blüten auf einem Baum. Bei zweihäusigen Bäumen hingegen gibt es rein weibliche und rein männliche Bäume.

Doch so einfach ist es natürlich nicht, und deshalb möchte ich Euch die Esche vorstellen. Die Esche ist dreihäusig, das heisst bei Eschen gibt es Bäume mit rein weiblichen und solche mit rein männlichen Blüten. Es können auf einem Baum auch gleichzeitig männliche und weibliche Blüten existieren. Zusätzlich kann eine Esche auch zwittrig sein, das bedeutet auf einer Blüte sind sowohl weibliche Teile als auch männliche Teile. Und eins geht noch: Auf einer Esche können auch zur selben Zeit männliche, weibliche und zwittrige Blüten gebildet werden.

Baumgesellschaft-was hat LBGTQ mit Bäumen zu tun-Beitrag

Unglaublich, aber wahr: Eschen suchen aktiv ihr Geschlecht aus

Doch warum gibt es so viele unterschiedliche Geschlechtervariationen bei Eschen? Und was entscheidet letztlich über das Geschlecht? Man hat beobachtet, dass Eschen aktiv ihr Geschlecht aussuchen und im Laufe ihres Lebens auch ändern können. Passen sie sich hier an externe Bedingungen an und optimieren ihre Fortpflanzungstrategie? Auch bei anderen Bäumen wie Eiben oder Streifenahorn hat man dieses Phänomen bereits entdeckt, aber Genaueres weiss die Wissenschaft noch nicht. Es zählt noch zu den unerklärlichen Phänomenen in der Welt der Bäume.

Gut, dass die Menschen endlich anfangen, über LGBTQ zu diskutieren … und während die Menschen noch am Diskutieren sind, macht es die Esche einfach.

1  Sammelbezeichnung für Personen, die nicht heterosexuell sind oder deren Geschlechtsidentität nicht dem binären Modell von männlich und weiblich entspricht. Entlehnung der englischen Abkürzung LGBTQ (Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender and Queer)

2  Zu kompliziert? Wer nachlesen möchte, findet auf naturgebloggt.de eine einfach verständliche und kurze Erklärung zu den Geschlechtern bei Pflanzen.